Arlington Road

Thriller/Action/Drama
Thriller/Action/Drama

[Einleitung]
Erst vor kurzem lief dieses Jahr (1999) Mark Pellington’s „Arlington Road“ in den Kinos, der Erfolg des Films hielt sich allerdings in Grenzen, von Columbia Tristar Home Video kommt nun die Code1-DVD des Streifens auf den Markt. In diesem spannungsgeladenen Thriller stehen sich zwei äußerst beliebte und begabte Schauspieler gegenüber, Tim Robbins und Jeff Bridges.

[Inhalt]
Eines Tages fährt Michael Faraday (Jeff Bridges) von der Arbeit von Hause. Auf dem Weg trifft er einen Jungen aus der Nachbarschaft an, der schwer verletzt auf der Straße wankt. Sofort fährt Michael ihn in ein Krankenhaus – durch diese rasche Handlung überlebt das Kind! Die Nachbarn, mit denen Michael bis jetzt eigentlich nicht viel zu tun hatte, besuchen den Retter und sprechen ihren Dank aus. Vor einigen Jahren verlor Michael seine Frau, eine FBI-Agentin – sie wurde im Dienst getötet. Seither verübt er seinen Job als Dozent über Terrorismus an der Universität nur noch intensiver. Zwischenzeitlich hat er in einer ehemaligen Uni-Kollegin eine neue Lebensgefährtin gefunden, gemeinsam ziehen sie nun Grant, Michaels Sohn, auf. Der Nachbarsjunge und Grant freunden sich an und auch zwischen den beiden Familien entsteht mehr als eine Nachbarschaft, die beiden Männer des Hauses, Oliver Lang (Tim Robbins) und Michael Faraday werden ebenfalls Freunde. Zumindest scheint es vorerst so, doch schon nach kurzer Zeit fallen Michael einige Besonderheiten an seinem Nachbarn auf, etwas geheimnisvolles umgibt ihn. Michael forscht nach und stößt dabei auf etwas interessantes – sein Nachbar scheint nicht der zu sein, für den er sich ausgibt. Anfänglich glaubt keiner an Michaels Paranoia, doch leider werden seine Befürchtungen bald schreckliche Wirklichkeit – und das bekommen die Menschen um ihn herum zu spüren. Doch was hat der geheimnisvolle, scheinbar nette Nachbar mit der mysteriösen Vergangenheit genau vor?

[Kommentar]
Mit „Arlington Road“ gelang Regisseur Mark Pellington ein wahrlich spannender und thematisch sehr anspruchsvoller Thriller. Zum einen geht es um Terrorismus, Moral und Skrupel; zum anderen zeigt der Film auf eine fantastische Weise, wie Menschen sich in falscher Sicherheit wiegen und wie wenig man selbst eigentlich über sein eigenes, unmittelbares Umfeld weiß! Es geht um die Menschen, die hinter den ausführenden Terroristen stehen – es geht um die, die sich unmittelbar in unserem Umfeld aufhalten, die wir aber keinesfalls genauer kennen. Es geht um Vorstellungen und Bilder die wir von unseren Mitmenschen haben, um Urteile, die wir über sie fällen – doch ob diese Bilder stimmen bleibt letztlich ungewiss, denn dazu kennen wir meist viel zu wenig von der betreffenden Person. Die Angst vor Terrorismus, die falsche Sicherheit in der wir uns täglich wiegen und die wir schon kurze Zeit nach einem Vorfall beruhend auf phlegmatischen oder schlicht falschen Informationen aufbauen – darum geht es in diesem Thriller. Die schauspielerische Leistung der beiden Hauptdarsteller beeindruckt, auch die Nebenrollen wurden weise besetzt und man nimmt jeder Person die gespielte Figur ohne Zweifel ab – kein Wunder, stehen doch mit Jeff Bridges und Tim Robbins zwei sehr begabte Darsteller vor der Kamera. Der Rest der Crew leistet ebenfalls gute Dienste, verläuft die erste Stunde des Streifens noch recht gemächlich, so gewinnt die zweite Hälfte deutlich an Tempo und Spannung. Die prickelnde Atmosphäre die den ganzen Film über herrscht fängt den Zuschauer letztlich ganz ein und überrascht ihn, trotz das der Unhold der Geschichte schon längst klar ist, mit einem sehr gelungenen Ende – einem traurigen und erschütternden dazu. Das Tolle daran, der Verlauf und das überraschende Ende wirken keinesfalls konstruiert oder zusammengestrickt, ganz im Gegenteil – es ist schlüssig, nur eben von „beiden“ Seiten. Ein beeindruckender, beängstigender und zum Nachdenken anregender Film.

[Technik]
Technisch sehr hochwertig, zumindest was das visuelle Geschehen angeht. Das anamorphe Bild im originalen Kinoformat von 2.35:1 weist in allen Bereichen hervorragende Werte auf und besticht durch natürliche Farben, einen hohen Schärfegrad und eine ernorme Detailfülle. Nur ab und an wirkt das Bild etwas „nachbearbeitet“ und die Natürlichkeit fehlt etwas, zudem lässt die Kantenschärfe in einigen Szenen etwas nach und das Bild wirkt etwas soft und unklar, überwiegend gefällt es aber sehr. Der Kontrast und der tiefe Schwarzton überzeugen und lassen Szenen in Schatten ohne Verlust an Details erscheinen.

Wo das Bild der DVD noch überzeugt, da weiß der Sound der Disc leider zu enttäuschen. Hier passiert für eine Dolby Digital 5.1-Tonspur wirklich zu wenig. Ab und an dringen zwar moderate Stereoeffekte aus den vorderen Kanälen, die Dialoge klingen ebenfalls in guter Qualität aus dem Center-Speaker, doch im Surroundbereich geschieht hingegen praktisch gar nichts. Das Potential von Dolby Digital 5.1 durch zwei diskret getrennte Kanäle wird leider nicht annähernd ausgenutzt, bestenfalls wird ab und an die Hintergrundmusik auch von den hinteren Lautsprechern wiedergegeben, mehr aber auch nicht. Statt Direktionaleffekte wie man sie sonst zu Ohren bekommt, herrscht hier meist eisige Stille. Etwas schade, denn mehr wäre definitiv möglich gewesen. Ebenfalls sind noch ein Dolby Digital 2.0-Ton und englische Untertitel auf der Disc.

[Fazit]
Der 117 minutenlange, nervenzerreißende Thriller befindet sich auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc und kommt mit ein einigen Extras. Neben Produktionsnotizen und interaktiven Menüs gibt es zudem einen Audiokommentar mit Jeff Bridges und dem Regisseur, eine Making-Of-Featurette, ein alternatives Ende und Trailer und Infos über die Darsteller. All das zu einem fairen Preis von rund 60,- DM. Ein ganz ausgezeichneter Film mit brillanten Schauspielern und einen fesselnden, realistischen und beängstigen Thematik. Erst dachte ich „nur ein 08/15 Thriller“… doch ich wurde überrascht, sehr angenehm überrascht. „Arlington Road“ ist mehr als das und entpuppte sich während des Sehens als echter Thriller-Knüller und Geheimtipp für Fans hochwertiger Filmkost. Trotz der Schwächen im Soundbereich: empfehlenswert!

Andre Schnack, 05.05.2000

  Film/Inhalt
:
  Bild
:
  Ton
:
  Extras/Ausstattung
:
  Preis-Leistung
:

Hat der Review gefallen?

(Sehr schlecht, Schlecht, Mittel, Gut, Sehr gut)

Durchschnittsbewertung: 5 / 5. Anzahl Wertungen: 1

Keine Bewertung bislang, sei der erste!