Ein ungezähmtes Leben

Drama
Drama

[Einleitung]
Vor rund 25 Jahren spielten Robert Redford und Morgan Freeman Seite an Seite in Stuart Rosenberg’s „Brubaker“ (1980). Nun – nach einem Vierteljahrundert – sind die beiden erneut gemeinsam vor der Kamera zu sehen, und zwar in Lasse Hallström’s „Ein ungezähmtes Leben“ (Originaltitel: An Unfinished Life) von 2005. Der Titel des Regisseurs von „Chocolat“ und „Gottes Werk & Teufels Beitrag“ schöpfte aus den Vollen und konnte neben Mr. Freeman und Mr. Redford ferner Jennifer Lopez und Josh Lucas für weitere Rollen gewinnen. Die DVD erscheint aus dem Programm der universumfilm und wir konnten uns ein genaueres Bild von Inhalt, Technik und Ausstattung machen.

[Inhalt]
Wie ein Einsiedler lebt der verbitterte Ranchbesitzer Einar Gilkyson (Robert Redford) mit seinem pflegebedürftigen Vorarbeiter Mitch (Morgan Freeman) und ein paar Tieren zurückgezogen in den Bergen Wyomings. Vor Jahren kam Einars Sohn bei einem Unfall ums Leben. Bis heute hat der alte Mann das tragische Unglück nicht überwunden. Er gibt seiner Schwiegertochter Jean die Schuld am Tod und hat jeden Kontakt zu ihr abgebrochen. Umso größer ist Einars Überraschung, als eines Tages wie aus dem Nichts Jean vor seiner Tür steht. Sie ist auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ex-Freund Gary und hat ihre elfjährige Tochter Griff mit dabei. Einar bringt seiner Schwiegertochter zunächst nur Verachtung entgegen. Doch er hat die Rechnung ohne seine Enkelin gemacht, von deren Existenz er bis dahin nicht einmal etwas wusste. Völlig unbefangen geht Griff auf ihren Großvater zu und bringt damit nicht nur dessen Alltag durcheinander, sondern öffnet zugleich sein Herz…
(Quelle: universumfilm)

[Kommentar]
Ein hervorragendes Cast und eine am Realismus angelehnte Story bilden die Stärken dieses Lasse Hallström-Werks. Eine gehörige Portion Sentimentalismus gehört natürlich dazu – und diese stört hier auch keine Spur. Begleitet von einem wunderbaren Soundtrack entsteht echte ländliche, amerikanische Atmosphäre des mittleren Westens. Tolle Landschaftsaufnahmen gehören dabei ebenso zum eingesetzten Repertoire von Regisseur Lasse Hallström wie auch ein wunderbarer, schöner und gefühlvoller Soundtrack mit seinem eigenen Charme, ohne dabei allzu dramatisch oder übertrieben zu wirken. Die sehr schön gezeichneten Charaktere passen wunderbar in die klug durchdachte und sinnig inszenierte Geschichte von Drehbuchautoren Mark und Virginia Korus Spragg.

Einar – allen voran – stellt den negativen Punkt in Sachen Ausstrahlung dar, und das war gewollt. Ein hartes, oft zorniges und verbittertes Raubein, der den zu frühen Tod seines Sohns nicht verkraften konnte und in Gott und der Welt – vor allem jedoch in seiner Schwiegertochter – Schuldige sieht. An seiner Seite ein Gegengewicht philosophischen Ausmaßes: Mitch, der durch den Bären schwer verletzte Vorarbeiter auf seiner Ranch. Morgan Freeman sorgt in dieser Rolle ein weiteres Mal für eine plastische und tolle Darbietung, die seinen Fähigkeiten als Darsteller wie zugeschnitten erscheint. Damit ist das Kern-Team genannt. Gleich im Anschluss kommen eine wunderbare und glaubhafte Jennifer Lopez und die junge Becca Gardner. In Damian Lewis fand man einen passenden Fiesling.

Die Geschichte spielt in einer kleinen Stadt im ländlichen Teil der USA… hier können alte Rancher noch Cowboys sein und der Sheriff sagt an, welche Regeln in „seiner Stadt“ gelten. Doch das ist nur das Umfeld, in denen sich gleich mehrere Handlungsstränge ereignen. Der Film verfolgt mehrere Plots: die offene Rechnung zwischen Mensch und Bestie (hier Bär), Spannungen innerhalb der letzten Familienreste, die Trennung von einer Frau und ihrem gewalttätigen Freund und letztlich die ewige Freundschaft zweier alternder Rancher. Auf dem ersten Blick könnte das nach einem überladenen Film ausschauen, so ist es aber nicht. Geschickt verknüpfte man die verschiedenen Story-Elemente und verwob sie zu einem unterhaltsamen, gefühlvollen und glaubhaften Werk über das Leben und die echten Werte, die eine Familie mit sich bringt. Ein Film über Vergeben und die verschiedenen Herausforderungen, die einem das Schicksal ab und an stellt.

[Technik]
„Ein ungezähmtes Leben“ erstrahlt mittels anamorphen Breitbild-Transfer im Format 2.35:1. was die sehr schönen Landschaftsaufnahmen des mittleren Westens gut zur Geltung bringt. Die Kombination mit einem ausgewogenen Kontrast und überwiegend sehr authentisch wirkenden Farben hinterlässt einen guten Eindruck. Es entsteht ein plastisches Bild, welches weder zu steil, noch zu fahl in seiner Wirkung daher kommt und somit authentisch wirkt. Nur sehr wenig Weichzeichner schlagen sich in den weichen Konturen und einen leichten Detailverlust nieder. Darüber kann angesichts der weiteren erreichten Werte jedoch bedenkenlos hinweg gesehen werden, wenngleich die Höchstwertung damit futsch ist. Die Grundierung wirkt satt und der Transfer ist frei von Verunreinigungen, Kompressionsartefakte treten in einem akzeptablen Bereich auf. Ein insgesamt gutes Bild.

Neben dem Bild gesellt sich ein schöner und doch ruhiger Soundtrack im Format Dolby Digital 5.1 in den Sprachen Deutsch und Englisch. Untertitel können wahlweise ebenfalls in den beiden genannten Sprachfassungen hinzugeschaltet werden. „Ein ungezähmtes Leben“ besticht akustisch vor allem durch seinen schönen Music-Score. Dieser breitet sich in den entsprechenden Filmmomenten auf sämtlichen angeschlossenen Lautsprechern aus und sorgt für ein eine gewisse Räumlichkeit. Weitere Sound-Elemente prägen vor allem die Lautsprecher-Front weiter aus, auf den hinteren Kanälen passiert eher selten etwas. Eine hohe Dialog-Verständlichkeit ist gegeben und dem Thema entsprechend kann man mit dem Ton sehr zufrieden sein.

[Fazit]
Für mich stellt dieser Film einen wunderbaren Beitrag Hollywoods dar, die mich wieder daran glauben lassen, dass es ums Geschichten erzählen geht. Und nicht darum, wie viele Special-Effects in einen Film passen, bis er unerträglich und langweilig wird. Dieses Drama nimmt es leicht. Der Film nimmt sich nicht zu ernst, weist alle guten Zutaten für einen Film auf und wurde von einem talentierten Regisseur in Szene gesetzt. Auf seiner Laufzeit von rund 104 Minuten unterhält „Ein ungezähmtes Leben“ ganz vorzüglich. Der Titel befindet sich auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) und weist ein passend gestaltetes Menü auf, dessen Navigation wunderbar von der Hand geht. Folgendes Bonusmaterial finden wir vor:

  • Audiokommentar mit Regisseur, Produzent, Cutter
  • Making Of (ca. 9 Min.)
  • Featurette „Training Bart The Bear“ (10 Min.)
  • B-Roll (ca. 5 Min.)
  • Kinotrailer & TV Spots (jeweils dt. und engl.)
  • Interviews (ca. 10 Min.)
  • Cast & Crew (Texttafeln)
  • 7 Trailerer weiterer DVD-Veröffentlichungen

Insgesamt füllen die Extras gute 50 weitere Minuten Laufzeit. Dopplungen gibt es lediglich bei den Interviews-Ausschnitten, von denen sich auch Bestandteile im Making Of wieder finden. Ansonsten sind die Extras gelungen und bereiten gute Unterhaltung. Gerade die Featurette über das Training von Bart dem Bären ist faszinierend. „Ein ungezähmtes Leben“ erschien am 14. August zu einem Preis von unter 20,- Euro im Handel und kann ab einer Altersstufe von 6 Jahren angesehen werden. Wer auf anspruchsvolles Hollywood-Kino steht und ein harmonisches, wunderbares Darsteller-Ensemble erleben möchte, für den gilt: zugreifen! Das ist uns eine Empfehlung wert.

Andre Schnack, 25.09.2006

  Film/Inhalt
:
  Bild
:
  Ton
:
  Extras/Ausstattung
:
  Preis-Leistung
:

Hat der Review gefallen?

(Sehr schlecht, Schlecht, Mittel, Gut, Sehr gut)

Durchschnittsbewertung: 5 / 5. Anzahl Wertungen: 1

Keine Bewertung bislang, sei der erste!

Auch interessant ...