Karl May Edition 1 – Orient Box

Adventure/Western
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[Einleitung]
„Winnetou“ und „Old Shatterhand“ sind wahrscheinlich jedermann ein Begriff. Ihre – teils gemeinsamen – Abenteuer bestimmten so manch eine Gutenachtgeschichte und raubten die ruhigen Nachmittage zahlloser Jugendlicher nach der Schule. Karl May zeichnete sich jedoch nicht nur für diese Figuren und ihre Abenteuer verantwortlich, sondern holte mit zahlreichen Titel geografisch weiter aus und unternahm so manch einen Abstecher in orientalische Gefilde. Auch diese wurden verfilmt und in dieser „Karl May – Orient Box“ fasst universumfilm drei Titel zusammen: „Der Schut“ von 1964 von Regisseur Robert Siodmak und „Durchs wilde Kurdistan“ und „Im Reiche des silbernen Löwen“, beide von 1965 von Regisseur Franz Josef Gottlieb. Wir konnten uns der DVD-Box annehmen und berichten über die Qualitäten und etwaigen Schwächen.

[Inhalt]
DVD 1 „Der Schut“ (1964, ca. 114 Min.)
Der „Schut“ zieht mit seiner durchtriebenen Bande eine blutige Schneise durch den Balkan. Als der grausame Bandit den Franzosen Henry Galingré (Pierre Fromont), einen Freund Kara Ben Nemsis (Lex Barker) verschleppt, setzt sich Kara mit seinem Begleiter Hadschi Halef Omar (Ralf Wolter) auf dessen mörderische Spur…

DVD 2 „Durchs wilde Kurdistan“ (1965, ca. 100 Min.)
Der machthungrige Machredsch (Djordje Nenadovic) unterdrückt das kurdische Volk ohne Gnade. Als seine Soldaten den Widerstandskämpfer Ahmed (Gustavo Rojo) entführen, verdichten sich die Spannungen zwischen den beiden Völkern. Kara Ben Nemsi (Lex Barker) versucht, dem Verbrecher das Handwerk zu legen…

DVD 3 „Im Reiche des silbernen Löwen“ (1965, Länge ca. 91 Min)
Der heimtückische Machredsch (Djordje Nenadovic) konnte seiner tödlichen Strafe durch Kara Ben Nemsi (Lex Barker) entgehen: Er lebt. Auf seinem unberechenbaren Rachefeldzug will der Bandit seinen Todfeind Kara vernichten – und die größte Beute seines Lebens machen…
(Quelle: universumfilm)

[Kommentar]
In den Hauptrollen der drei Abenteuer-Filme sind Lex „Old Shatterhand“ Barker, Marie Versini, Ralf Wolter und Chris Howland neben weiteren zu sehen und leisten das, worauf sie sich spezialisiert haben: eine solide Darbietung in ihnen bekannten Charakteren und Figuren. Ein wenig abonniert und nicht immer sehr frisch in ihrer Wirkung bieten sie gewohnte Schauspielkunst, die sich nur bedingt mit aktuellen Filmen vergleichen lässt, da die Karl May-Filme im Groben einem bestimmten Muster folgen. Immer wieder gibt es kleinere Überraschungen und wir haben es mit kurzweiliger Unterhaltung zu tun. Dennoch muss ebenso festgehalten werden, dass die Titel natürlich schon ihre 40 Jahre auf dem Buckel haben, was man der Geschichte und der filmerischen Umsetzung ein wenig anmerkt. Aber auch Charme und Western-Flair entsteht dadurch und nicht allzu oft haben wir so stimmungsvolle Bilder vor der Kamera gesehen.

Karl May (1842-1912) zählt auch heute noch zu den besten Autoren, wenn es um Kinder- und Jugendromane mit viel Abenteuer-Charme geht. Er konnte mit seinen Reiseerzählungen nicht nur durch „Winnetou“-Indianergeschichten unterhalten, sondern unternahm in seinen Büchern auch Abstecher in die Weiten des Orients. Schön, dass auch diese Titel nun als DVD-Fassung erscheinen und mit hoher Wahrscheinlichkeit – nicht letztlich aufgrund der Restaurierungen – attraktiv gegenüber den Fans erscheinen werden. Auf ihre eigene Art und Weise besetzen auch diese drei Karl May-Verfilmungen eine Nische in der Filmlandschaft. Und wenn es inhaltlich immer wieder um Liebe, Schurken, Freundschaft und kriegerische Auseinandersetzungen geht, so sorgen Bilder, Musik und Kostüme und Masken für gute Atmosphäre und Unterhaltung.

[Technik]
Das Bildformat beläuft sich auf ein Seitenverhältnis von 2.35:1 (16:9 anamorph codiert) und wurde überarbeitet. Die Restauration hat positive Spuren hinterlassen und so findet der Betrachter Lex Barker und seine Kollegen im neuen Glanz vor tollen Kulissen und Landschaftsaufnahmen vor. Immer wieder weist der Transfer Spuren des Alters auf, dennoch wird eine angenehme und durchaus passende Qualität erreicht. Die Farben geben sich sehr knackig und mit guter Frische, die Kantenschärfe hingegen lässt schon ab und an zu wünschen übrig. Angesichts des Alters und der damit verbundenen Aufnahme-Technik kann der Transfer überzeugen, steht jedoch keinem Vergleich mit aktuellen Filmen. Rauschen tritt verhältnismäßig wenig auf, dafür verschwimmen die Konturen oftmals. Man befreite die Bilder von groben Störungen und Kompressionsartefakte treten kaum auf. Die technischen Qualitäten des Bilds variieren unter den drei DVDs.

Die „Karl May – Orient Box“ kann tonal nicht besonders punkten. Ursprung dieser Aussage sind das stark angestaubte Format und dessen Leistung. Wahlweise erklingt die Sprachausgabe in Englisch oder Deutsch, abgemischt im Dolby Digital 2.0 Mono-Sound. Trotz des sehr beschränkten technischen Potenzials erzielt der Sound eine adäquate Trennung zwischen Umgebungsgeräuschen, Musik und der Sprachausgabe. Aus dem Hintergrund ertönen leider nur sehr selten stimmungsvolle Geräusche und die Kulisse zeigt sich verhältnismäßig ruhig. Klar und verständlich klingt es aus den angeschlossenen Lautsprechern, die Musik genießt dabei einen Volumen-Vorteil und reißt oftmals durch ihre Dominanz die Führung des Geschehens an sich. Untertitel gibt es für Hörgeschädigte in deutscher Sprache.

[Fazit]
universumfilm bringt nach der „Karl May – Winnetou Box“ nun die „Karl May – Orient Box“ auf den Markt. In überarbeiteter Qualität werden nicht nur Fans die Leistungen der einzelnen Discs zu schätzen wissen. Doch weder Bild noch Ton können mit Erscheinungen der Gegenwart verglichen werden, denn eine solche Steilvorlage ergibt sich nicht aus der Überarbeitung des rund 305minutenlangen Filmmaterials. Die Altersfreigabe ab einer Stufe von 12 Jahren lässt erahnen, dass es sich bei den hier vorliegenden Fassungen um die ungeschnittenen Versionen handelt. Die Menüs der einzelnen DVDs setzen sich jeweils aus genau drei Menü-Punkten zusammen: Filmstart, Kapitelauswahl und Trailershow. Zu weiteren Extras zählen:

  • Original Kinotrailer
  • Dokumentationen mit exklusiven Interviews von Arthur Brauner, Marie Versini, Chris Howland, Rik Battaglia, Martin Böttcher
  • Dokumentation zur Filmrestaurierung
  • Originalausschnitt der Wochenschau
  • Foto- und Stargalerie

Die Laufzeit des Bonusmaterials beläuft sich auf 30 Minuten. Inhaltlich kann man zufrieden sein, erhält der Betrachter doch einen guten Einblick in die Entstehung auf Basis von Interview-Ausschnitten und einer kurzen Dokumentation zur Filmrestaurierung. Erscheinungstermin der Box war der 14. November 2005, der Preis beläuft sich auf rund 27,- Euro. Karl May- und Lex Barker-Fans werden definitiv auf ihre Kosten kommen. Freunde von klassischen Abenteuer-Filmen haben ebenfalls gut lachen – ferner macht sich die Box einfach schick im Regal neben den „Winnetou“-Filmen.

Andre Schnack, 05.12.2005

  Film/Inhalt
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  Bild
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  Ton
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  Extras/Ausstattung
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  Preis-Leistung
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