Straw Dogs (Special Uncut Edition)

Drama/Thriller
Drama/Thriller

[Einleitung]
Es ist 1971, Regisseur Sam Peckinpah befindet sich auf der Höhe seines Schaffens, hat bereits mit Titeln wie „The Osterman Weekend“ begeistert und mit zahllosen Filmgrößen zusammen gearbeitet. Der gebürtige US-Kalifornier aus Fresno arbeitete gemeinsam mit Autor David Zelag Goodman am Drehbuch von „Straw Dogs – Wer Gewalt sät…“, welches auf einem Roman von Gordon Williams basiert. Mr. Peckinpah besetzte sein Stück mit hochwertigen Darstellern. Darunter Dustin Hoffman, Susan George und Peter Vaughan. Die brauchbarste Fassung dieses Nischenklassikers war bisher als Bestandteil der Criterion Collection als US-Disc zu haben. Dieser Uncut-Fassung von „Straw Dogs“ des deutschen Markts erscheint aus dem Angebot von EuroVideo. Wir konnten uns das 2-DVD Set genauer ansehen und berichten aus der ersten Reihe.

[Inhalt]
David (Dustin Hoffman) ist Mathematiker. Ein kühler Kopf. Und mit einem hat er ganz und gar nicht gerechnet: In dem idyllischen Dorf, in dem er und seine Frau (Susan George) Ruhe und Frieden suchen, werden sie zum Opfer von Terror, Hass und Gewalt. David wird von den Dorfbewohnern gedemütigt. Susan wird vergewaltigt. Und dann fährt er auch noch einen Mann an, der kurz zuvor ein Mädchen getötet hat – aber davon hat David keine Ahnung. Er nimmt den Mann mit zu sich nach Hause um ihn zu versorgen. Doch da kommt der aufgebrachte und blutgierige Mob und belagert sein Haus. Nach und nach versuchen die Dorfbewohner in sein Haus einzudringen. Zuerst mit Worten, dann mit Taten will David die Angreifer zurückzudrängen. Wut und Verzweiflung treiben den ansonsten rationalen Menschen in einen Blutrausch barbarischer Gewalt…
(Quelle: EuroVideo)

[Kommentar]
Lange Zeit war mir unbekannt, um was es eigentlich in diesem Film mit dem Titel „Straw Dogs“ geht. Ist es ein Film wie „Der Marathon-Mann“, ebenfalls mit Dustin Hoffman, oder aber eher die Richtung eines „The Osterman Weekend“? Weder noch. „Straw Dogs“ tarnt sich als Psycho-Thriller mit für damalige Verhältnisse ungeahnt freizügigen Darstellungen über körperliche Gewalt und sogar eine Vergewaltigung. Keine Frage, der Film will provozieren. Worum ging es dabei den Machern, stellt man sich als Frage. Es geht ein Stück weit um die tägliche Paranoia und um das Wertegerüst der Gesellschaft, welches sagt, du darfst nicht … und … – doch was passiert, wenn sich bestimmte Menschen über diese Regeln, aus welchen Gründen auch immer, hinwegsetzen? Es gibt nicht selten Rache.

Und darum geht es primär, was den Untertitel hierzulande mit „Wer Gewalt sät…“ erklärt. So sieht ein Mann rot und aus einem an sich sehr ruhigen und umgänglichen Mathematik-Professor entwickelt ein zunehmend gewalttätiger Mann, der seinen Grund und Boden und seine Frau gegenüber anderen zu verteidigen hat. Lange Reden helfen nicht, es ist rigoroses Vorgehen mit aller Härte gefordert. Also ein „Wie du mir, so ich dir“-Szenario. Ohnehin ist „Straw Dogs“ von Beginn an verständlich in seiner Art und Weise. Dies wird auch durch die Art und Weise der Dialogführung klar, denn alle weiteren Figuren mit denen David zu tun hat, scheinen einen Hauch merkwürdig zu sein und wirken etwas zwiespältig.

Doch genau in dieser Simplizität liegt auch der Facettenreichung und die Überraschungskraft der Geschichte, die aus einem zivilisierten Mann ein Monster formen. Er wächst sozusagen mit seinen Aufgaben und sieht keinen anderen Weg, als in der Psycho abzutauchen, sich auf die animalischen Züge zu reduzieren und durchzusetzen. Davids Charakter entzweit, genau wie seine Brille nach und nach mehr zerbricht. Sam Peckinpah schuf einen frischen und wichtigen Film über Menschen in Situationen, die man sich nicht wünscht. Am Ende ist alles anders als am Anfang, und nichts kann mehr so werden, wie es war. Wie bei seinen Filmen üblich, so kommt auch hier ein nur geringer musikalischer Einsatz zur Wirkung.

[Technik]
EuroVideo offenbart uns einen anamorphen 16:9-Widescreen-Transfer im Seitenverhältnis von 1.78:1. Man bemerkt dem gesamten Geschehen natürlich schon auf Anhieb das recht hohe Alter an, jedoch eher durch die Darstellungsweise, welche auf die damalige Technik schließen lässt als aufgrund mangelnder Qualität. Denn letztgenannte legt einen hohen Standard an, was man dem hohen Kontrast, der Farbgebung und auch der Gesamtwirkung ansehen kann. Wenngleich das Farbspektrum ein wenig eingeschränkt wirkt, so haben wir es dennoch mit ausreichend authentischen Tönen zu tun, die auf Basis einer ausgewogenen Ausleuchtung entstehen. Die Kantenschärfe pendelt sich auf einem durchschnittlichen Niveau ein, woraus auch letztlich ausreichend Bilddetails hervorgehen. Kompression, in Ordnung.

Kommen wir zum weniger rühmlichen Anteil der technischen Leistungen des Titels „Straw Dogs“ von EuroVideo, dem Ton. Dolby Digital 2.0-Stereo Sound in den Sprachen Deutsch und Englisch herrscht hier vor und bestimmt allen voran durch die recht eingeschränkten Sound-Effekte und die Dialoge die akustische Kulisse. Denn musikalische Einsätze sind rar gesät und kommen nur sehr bedacht in speziellen Momenten zum Einsatz. Zudem kommt, dass die gesamte erste Hälfte des Films eher von Ruhe bestimmt wird, erst die zweite Hälfte an Tempo und Action gewinnt und somit auch vom Stereo-Ton mehr abverlangt. Alles in allem in Ordnung, jedoch keiner sonderlichen Erwähnung wert. Untertitel konnten wir nicht ausmachen.

[Fazit]
Bereits hier und vorab: ein dickes Lob an EuroVideo für diese Special Uncut Edition von „Straw Dogs“ auf zwei DVDs. Inhaltlich mag der Titel natürlich Geschmackssache sein, allerdings gehört er zweifelsfrei zu den guten Thrillern und vor allem zu den guten Werken von Regisseur Sam Peckinpah. Freigegeben ist er ab einem Alter von 16 Jahren. Erhältlich ab dem 12. Juli. Auf einer Laufzeit von rund 112 Minuten wird spannend und trotz der Einfachheit der Story auch inhaltlich tiefsinnig unterhalten – zumeist ohne viele Worte. Abgelegt befindet sich der Hauptfilm auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9). Eine weitere Disc bietet den Großteil des Bonusmaterials, welches besteht aus:

  • Audiokommentar von Filmhistoriker Michael Siegel
  • Dokumentation „Passion & Poetry: Sam Peckinpah’s Straw Dogs“ (38 Min.)
  • Featurette: Dan Melnick – Stories about Peckinpah (9 Min.)
  • Featurette: David Warner – Billing Story (3 Min.)
  • Featurette: Dan Melnick – Straw Dogs Cameramen (4 Min.)
  • Featurette: Dan Melnick – Dustin Hoffman’s Method (3 Min.)
  • Featurette: Impressionen vom Set (8 Min.)
  • Trailer Passion & Poetry – The Ballad Of Sam Peckinpah (3 Min.)
  • Original-Trailer, 3 TV- und 2 Radio-Trailer
  • Super 8 Fassung (75 Min.) und Trailer (2 Min.)
  • animierte und mit Sound hinterlegte Foto-Galerien
  • 16seitiges, ausführliches Booklet

Mensch, wenn das nicht üppig ist. Angesichts der Tatsache, dass es sich um hervorragendes Material handelt, möchten wir doch gleich einen „Goldenen Haken“ verleihen. Doch leider reichen dafür nicht ganz die technischen Leistungen des Hauptfilms aus. Ansonsten eine glatte Eins für die Ausstattung. Erreichbar sind übrigens alle Einstellungen und Features über eine einfach gehaltene Menü-Navigation mit transparenter Struktur. „Straw Dogs“ erhielt übrigens für seine Filmmusik eine Oscar-Nominierung 1972 und gewann beim Kansas City Film Critics Circle Awards die Auszeichnung für die beste Regie. Noch Fragen? Also, kaufen und ins Regal stellen, denn diese Uncut-Version sollte man als Filmfan besitzen.

Andre Schnack, 28.06.2007

  Film/Inhalt
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  Bild
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  Ton
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  Extras/Ausstattung
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  Preis-Leistung
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