The Fog of War

Dokumentation
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[Einleitung]
Sony Pictures Home Entertainment (zuvor Columbia TriStar Home Entertainment) präsentiert uns den 2003 abgedrehten Dokumentations-Titel „The Fog Of War“. Regisseur Errol Morris schuf mit „Eine kurze Geschichte der Zeit“ ein Werk über die Zeit, das Universum und gleichzeitig über Physiker Stephen Hawking. Mit „The Fog Of War“ nimmt er sich den geschiedenen US Verteidigungsminister Robert S. McNamara und dessen politisches Wirken vor. Es geht um die US-Regierung unter John F. Kennedy, die Kuba-Krise, den Vietnam-Krieg und die atomare Bedrohung. Wir konnten die Dokumentation genauer ansehen und berichten von unserem DVD-Check.

[Inhalt]
In kürzester Zeit unter John F. Kennedy zum Staatssekretär im Verteidigungsministerium aufgestiegen, wurde McNamara während seiner Amtszeit zwischen 1962 und 1967 unter anderem für den Vietnamkrieg mitverantwortlich gemacht. In Verbindung von außergewöhnlichem Archivmaterial, Dokumenten, Reaktionen und dem eingehenden Soundtracks von Philip Glass ist dieser Film mehr als die Dokumentation der Ereignisse – er ist ein verstörender und kraftvoller Essay über den Krieg, die moralische Verantwortung militärischer Entscheidungsträger, über Vergeltung und die Lehren der Vergangenheit.
(Quelle: Sony Pictures Home Entertainment)

[Kommentar]
Ich liebe diese Art an Dokumentationen und könnte einfach eine nach der anderen anschauen. Es gibt ganz unterschiedliche Arten und Weisen bestimmte Tatsachen zu thematisieren und das Publikum zum Nachdenken und Erinnern durch eine gute Dokumentation anzuregen. Da seien Werke wie die eines Guido Knopps genannt, welche weitgehend auf gut recherchierten Archiv-Materialien beruhen und mit Interviews von Zeitzeugen aufwarten, oder aber Stücke aus Händen von Michael Moore (Bowling For Columbine) und Morgan Spurlock (Supersize Me), die auf eine unterhaltsame Manier ein kritisches Thema aufgreifen oder per Selbstexperiment das Anliegen verdeutlichen. „The Fog Of War“ befindet sich ebenfalls in dem gleichen Topf an Filmstücken, erzählt jedoch mittels Erinnerungen und dem Weitblick eines alten Mannes ein Detailthema aus heutiger Sicht.

Und so wird in „The Fog Of War“ klar, dass es nicht um die Selbstdarstellung eines 85jährigen Mannes geht, der auf einen riesigen Pool an Erfahrungen zurückgreifen kann, sondern um die Darstellung gelernten Wissens, erklärt durch den ehemaligen unter Präsident Kennedy eingesetzten Verteidigungsministers der Vereinigten Staaten von Amerika: Robert McNamara. Die Geschichte und der Kern des Films von Errol Morris werden durch den mittlerweile 85 Jahre alten Mr. McNamara selbst transportiert, in 11 Kapiteln. Er lässt uns auf vergangene Tage zurückblicken, aus den Augen eines durch das Alter an Weisheit gewonnenen Mannes, der objektiv und analytisch auf seine und die Taten seiner Regierung zurückblickt und daraus Ableitungen trifft. Es werden Dokumente gezeigt, Methoden und Vorgehensweisen erläutert und persönliches Gut von Mr. McNamara beigesteuert zu einem Film, der uns über Geschehenes berichtet und rät die gleichen Fehler nicht mehrmals zu machen. Die passende Musik dazu kommt von Philip Glass, der sich mit solchen Dingen bestens auskennt.

[Technik]
„The Fog Of War“ erscheint auf dem Wiedergabegerät in Form eines anamorphen Breitbildtransfers. Das genaue Ratio beträgt dabei 1.78:1 und füllt damit z.B. die Mattscheibe eines 16:9-Widescreen TV-Geräts. Wie es sich für eine Dokumentation gehört wurde hier eine hohe Anzahl an Archivmaterialien verwendet, was die Dramaturgie und Authentizität des Films erhöht. Und so kommt es, dass die Archiv-Materialien keinen allzu guten Qualitätsstand aufweisen, oftmals nicht nur verwaschen, sondern auch sehr unscharf und flimmernd daherkommen. Aufnahmen vom Interview hingegen zeigen, dass die Vorlage nicht daran schuld ist, sondern die meisten Negativ-Faktoren auf das Archiv-Material zurückzuführen sind. Aktuelle Bildfänge weisen zwar auch ein leichtes Rauschen auf, haben hinsichtlich des Kontrasts und der Farbgebung jedoch keine Mängel aufzuweisen.

Als akustische Elemente treffen wir in „The Fog Of War“ zum einen Musik und zum anderen die Sprachausgabe an. Auf diesen beiden Urstoffen fußt die tonale Leistung des sechskanaligen Dolby Digital 5.1-Soundtracks in englischer Sprachausgabe. Philip Glas‘ mahnender Music-Score wirkt und ertönt aus sämtlichen angeschlossenen Lautsprechern, und auch der Bass hat etwas zu tun. Aus der Front, genauer dem Center-Speaker, hingegen dringt stets in der obersten Ebene das, was Robert McNamara zu sagen hat und ab und an auch die Stimme eines Interviewers. Leicht knisternde Tonaufnahmen sind ebenfalls stellenweise mit von der Partie, Hintergrundgeräusche hingegen treten nur selten auf den Plan. Das es lediglich englische Sprachausgabe gibt macht gar nichts, denn optional können deutsche, englische oder türkische Untertitel zugeschaltet werden.

[Fazit]
Warum sind Dinge so passiert, wie sie geschehen sind? Verstehe was passiert ist! „The Fog Of War“ will den Betrachter nicht belehren, nimmt jedoch einen Appell ans „Denken vor Handeln“-Prinzip vor. Auf rund 103 Minuten wird durch eine der kontroversesten Figuren des Vietnam-Kriegs berichtet, wie es nur ein hohes Alter und ein großer Erfahrungsschatz erlauben. Errol Morris wählte eine interessante Persönlichkeit, ein sehr spannendes Thema und zieht den Betrachter letztlich durch die gelungene Umsetzung – hier sei der prima Soundtrack von Philip Glass erneut genannt – in den Bann. Die einseitige Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) bietet als Bonusmaterial folgende Features:

  • 24 zusätzliche Szenen
  • Robert S. McNamaras „Zehn Lehrstunden“
  • TV Spots
  • Trailer

Das Zusatzmaterial bindet erneut eine gewisse Zeit vor die Mattscheibe und sorgt für weitere Informationsvermittlung. Der Zugriff auf das Material gelingt durch ein passend gestaltetes Menü. Da es sich bei der Veröffentlichung um einen Dokumentations-Titel handelt kommt die Wertung des Bonusmaterials hier anders als bei Kinofilmen zur Geltung. Insgesamt bleibt zu resümieren: Sony Pictures Home Entertainment leistete gute Arbeit an dieser DVD. Dieser Film gehört einfach angesehen. Es ist nicht nur das Werk über einen Mann, Kriege und die Verantwortung der Menschen, sondern auch ein Einblick in z.B. die 13 Tage in denen die Welt symbolisch in den Lauf einer Waffe starrte, die beinahe einen Atomkrieg ausgelöst hätte.

„The Fog Of War“ gewann 2003 den Oscar für „Beste Dokumentation“ (in der Langfassung). Der Spiegel schreibt „Eine Sensation!“ und Roger Ebert von der Chicago Sun-Times sagt „Großartig! Ein Meisterwerk!“. Die Disc erschien am 5. April mit einer Altersfreigabe ab 12 Jahren, richtet sich jedoch an ein deutlich reiferes Publikum. Wir empfehlen diese DVD jedem interessierten, wenngleich sie nicht aus Gründen technisch guter Leistungen zu kaufen ist. Ein tolles und gleichzeitig lehrreiches Werk.

Andre Schnack, 19.04.2005

  Film/Inhalt
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  Bild
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  Ton
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  Extras/Ausstattung
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  Preis-Leistung
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