Bananas!*

Dokumentation
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[Einleitung]
Ob bei Früchten, Textilien oder anderen Waren, die in unseren westlichen Industrienationen günstig zu kaufen sind, zahlt irgendwer einen anderen Preis. Dieser Preis ist meist recht hoch und all das geschieht außerhalb unserer Länder, unserer Wahrnehmung als Verbraucher. Der schwedische Filmemacher Fredrik Gertten veröffentlichte 2009 seinen Dokumentarfilm „Bananas!*“. Er zog damit den Zorn des größten Früchte-Unternehmens der Welt auf sich, der Dole Food Company. Doch er ließ sich nicht einschüchtern, schlussendlich lief dieser Dokumentarfilm, sogar in den USA. Viel zu spät zog ich mir nun endlich auch „Bananas!*“ (auf Netflix) rein und berichte.

Inhalt
Das weltgrößte Obstunternehmen steht in den USA vor Gericht – für die Vergiftung ihrer Arbeiter!! Zum ersten Mal in der Geschichte vertritt eine kleine US-amerikanische Anwaltskanzlei nicaraguanische Plantagenarbeiter, die alle wegen toxischer Pestizide, die das Unternehmen auf ihren Bananenplantagen benutzt hat, unfruchtbar geworden sind. Hat eine kleine Anwaltskanzlei gegen die Macht eines Multimilliarden-Konzerns eine Chance? Und werden Sie jemals wieder Bananen essen, nachdem Sie diesen spannenden und enthüllenden Film gesehen haben? In jeder Hinsicht ein David gegen Goliath-Kampf.
(Quelle: Lighthouse Home Entertainment)

[Kommentar]
David gegen Goliath – das ist eine der großen Geschichten. Keine Frage. Menschen mögen, wenn sich der Underdog (in der Regeln ein David) gegen etwas größeres durchsetzt, von dem nicht nur Gutes auszugehen droht. In der Filmbranche auch ein gern genommenes, jedoch auch schwieriges Motiv für einen Kinotitel. Hat prima funktioniert bei „The Insider“ (Pacino und Crowe, 1999) oder auch bei „Percy“ 2020, in dem Farmer Percy Schmeiser es mit Monsanto aufnimmt.

Dem Schaffen von Infrastruktur, finanzieller Grundsicherung und einer einfachen Ausbildung in den ländlichen Regionen, steht klar die hohe Abhängigkeit gegenüber, denen sich diese Menschen ausgeliefert sehen. Der Arbeitgeber – hier der Frucht-Riese – diktiert alles, auch die laschen Sicherheitsbedingungen. Gewinnmaximierung steht im operativen Handeln über allen anderen Aspekten der Produktion – auch der Sicherheit der eigenen Beschäftigten.

Fredrik Gertten hatte das streitbare Glück einen tollen Dokumentarfilm zu drehen (und dann noch einen weiteren später über den Kampf zu diesem ersten Film). Aufdeckend, enthüllend und doch meines Erachtens auch sehr sachlich und auch gewissermaßen gar nichts neues, denn die Aufnahmen aus den Gerichtssälen und all das ganze Drumherum war ja geschehener Fakt.

Schlussendlich steht dort auch die ernüchternde Erkenntnis, dass dies ein prima Beispiel für die Situation „reicher Mensch gegen armer Mensch“ ist. Und ein Schaubild für die unterschiedlichen Interessen, rund um die Banane. Da ist der Filmemacher, der etwas zu sagen hat und seinen Film vertreiben möchte, hinter ihm die schwedische Regierung, die sich für Redefreiheit über ihre geografischen Grenzen hinaus einsetzt. Auf der anderen Seite die eigentlichen Kläger, die Plantagenarbeiter, Anwälte und natürlich der Konzern, der maximalen Gewinn anstrebt und dabei weitreichende Schadensersatzansprüche vermeiden will.

Zeigt auch, dass wohl in Ländern wie den USA die aggressiven Methoden eines Konzerns, um Dinge unter dem Teppich zu behalten, noch erfolgreich scheinen. Warum sonst gibt es diese Auseinandersetzung dort drüben nur bedingt, doch längst nicht so öffentlich wie in Europa. Der Einfluss dieser großen Firmen auf die Medien ist immens und nicht immer klar zu erkennen. „Bananas!*“ ist ein guter Dokumentationsfilm, wie ich denke.

[Technik]
Auf die technischen Gegebenheiten kommt es hier nur bedingt an, doch sind sie unfassbar wichtig. Wir sehen hier auch die Beweismittel, in denen zu sehen ist, wie das Pestizid praktisch dem Regen gleich auf alles einfällt, auch den Boden tränkt, an dem dann die Arbeiter barfuß ihrem Tagewerk nachgehen. Miese Aufnahmen auch qualitativ. Doch alles, was kein Archivmaterial aus vergangenen Tagen darstellt, gelingt dem einem Vergleich zu TV-Material standzuhalten. Grundsätzlich ist sämtlichen Material derart geschnitten, als das es hier gut im 16:9-Format und sinnvoll ausgerichtet präsentiert werden kann.

„Bananas!*“ tönt im Original und ist entsprechend untertitelt. Gertten spricht Schwedisch oder Englisch, andere ihre Muttersprache, überwiegend ist es jedoch wohl Englisch und auch Schwedisch, die unser Ohr dominieren. Das klingt auch alles soweit gut, begeistert jedoch auch nur bedingt, da bis auf die Sprachausgabe und etwas musikalische Begleitung auch nicht wirklich viel mehr akustisch passiert. Immerhin gibt es keine Fehler, die ich hier benennen müsste und alles wirkt aus einem sinnvollen, soliden Guss.

[Fazit]
Am Ende eine kurze Geschichte über Manager, die over-the-top handeln und denken, jedes Problem mit Geld und auch Anwälten erschlagen zu können – Einschüchterung und Druck, sonderbare Methoden. Und wenn das dann doch wider Erwarten auf Sicht nicht funktioniert, wie hier, dann wird der Konzern nach außen hin sogar plötzlich Freund der freien Meinungsäußerung – klar. So wurde aus einem Film über die Produktion von Bananen sogleich ein Werk über Redefreiheit und gleich auf mehreren Ebenen sehr wichtig. Ich hoffe Fredrik Gertten kann wieder ruhig, friedlich schlafen.

Andre Schnack, 29.08.2023

Film/Inhalt:★★★★☆☆ 
Bild:★★★☆☆☆ 
Ton:★★★☆☆☆ 
Extras/Ausstattung:★☆☆☆☆☆ 
Preis-Leistung★★★★☆☆ 

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