Bernie Madoff: Das Monster der Wall Street

Dokumentation/Biography/Crime/Serie
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[Einleitung]
Als ich im Juni letzten Jahres (2022) die Netflix Originals (=von Netflix produzierte) Dokumentations-Serie „Mythos und Mogul: John DeLorean“ sah, da war ich sehr angetan von der Aufmachung und vor allem den Inhalt. So erhoffte ich natürlich mehr. Und nun wurde mir vorgeschlagen einen genaueren Blick auf „Bernie Madoff: Das Monster der Wall Street“ zu werfen. In der 2023 veröffentlichten Mini-Serie mimt Joseph Scotto den mittlerweile verstorbenen Wall Street-Betrüger Madoff und in vier Episoden will man dem Publikum zeigen, wie der wohl bislang größte Finanzbetrug funktionierte…

Inhalt
Episode 1 „Ein Lügner, kein Versager“: Bernie Madoff beginnt mit Billigaktien und baut ein lukratives Nebengeschäft als Berater auf, der die Kundschaft mit beeindruckenden Renditen lockt.

Episode 2 „Nicht fragen, nichts sagen“: Während sich Madoffs angeblich goldenes Händchen von der Wall Street bis nach Florida herumspricht, weitet er sein Reich auf Hedgefonds aus, was Aufmerksamkeit erregt.

Episode 3 „Nichts Böses sehen“: Die Konkurrenz untersucht Madoffs unmögliche Zahlen und alarmiert die US-Wertpapierbehörde, die das Ganze aber trotz der vielen Warnzeichen ignoriert.

Episode 4 „Der Preis des Vertrauens“: Währen der Finanzkrise von 2008 wird Madoffs Betrug entlarvt. Die Leben seiner Opfer stehen auf dem Kopf: Es wird Jahre dauern, bis die Verluste wieder wettgemacht sind.
(Quelle: Netflix)

[Kommentar]
Mir gefiel diese vierteilige Dokumentation sehr gut. Außerdem nahm ich sie zum Anlass mich mehr über das Thema zu informieren. Schaut man zum Beispiel auf Wikipedia, so wird klar, wie umfangreich und weitreichend dieser Betrug war. Bis heute befassen sich Anwälte und Banken mit den direkten und indirekten Folgen. Ein Menge Regeln und Überwachungsmechanismen wurden im Zuge des Finanzkollaps rund um 2008 und diesen Betrug ebenfalls etabliert und neben geschädigten Firmen waren es einfache Menschen, die sich schlichtweg auf Grund der ihnen widerfahrenen Tragödie das Leben nahmen. Alles sehr traurig.

Dieses gesamte Scheinzahlen-Imperium basierte schlussendlich auf einer Entscheidung eines einzelnen Mannes und einer Lüge. Das über Jahrzehnte etablierte, gewachsene System brach dann zusammen, als jemand mehr Auszahlung wollte, als Madoff zu leisten im Stande war. Auslöser dieses Zusammenfalls war keine mangelnde Stabilität seines Konstrukts, denn dieses war seit jeher unfassbar riskant. Es war die Finanzkrise, die letztlich alles offenbarte. Das Mittel, das Madoff so erfolgreich machte: komplette Intransparenz und nach außen hin das Motto „Tue Gutes und sprich drüber“.

Doch wie es immer so der Fall ist, behandelt die Dokumentation ebenfalls, so bedarf es zwar eines bösen Individuums, um damit zu beginnen. Doch bedarf es noch weiteren, die eben nichts dagegen tun, damit solch ein Verbrechen über Jahrzehnte aufrecht erhalten werden kann. „Bernie Madoff: Das Monster der Wall Street“ unterhält und ist aufschlussreich und zeigt uns, das neben der menschlichen Gier nicht viel notwendig ist, um großen Schaden an vielen zu verursachen.

[Technik]
Mit der Dokumentation in vier Teilen erleben wir keine technischen Finessen und Kapriolen, wie es sich vielleicht ein „Avatar 2“ erlauben kann. Dies zu erwarten wäre schlichtweg hier fehl am Platze. Was es hier gibt ist eine sehr gut gemachte Kombination aus historischen Materialien, darunter Fotos sowie Archiv-Filmschnipsel und eben den professionell nachgestellten Szenen, die stets ein wenig im Hintergrund bleiben, da dort alles „im stillen“ abläuft und kaum gesprochen wird. Die Bilder sind gut, daran gibt es kaum etwas auszusetzen. Die Kompression verläuft ebenfalls ordentlich. Altersbedingte Beeinträchtigungen des 16:9-Geschehens gehören dazu.

Den mehrsprachigen Ton erlebte ich in der deutschen Synchronfassung, die als ein Overlay über das amerikanische, englischsprachige Original gelegt wurde. Das ist herkömmliche Praxis und funktioniert auch hier sehr gut. Der Ton bietet das, was man von ihm in einer solchen Produktion erwartet. Dazu gehört neben einer stets verständlichen, klaren Sprachausgabe, egal ob vor der Kamera oder aus dem Off, sowie die musikalische Begleitung. Auch ein paar Geräusche aus der Umgebung gibt es, aber das ist alles eher zu vernachlässigen, da praktisch durchgängig gesprochen wird.

[Fazit]
Ja, diese vier Episoden und die gesamte Machart haben mich gut unterhalten. Wenngleich mir zuvor bereits klar war, was ein Ponzi- bzw. hierzulande Schneeballsystem genannt, darstellt. So war mir nicht bewusst, wie eine solch gigantische Lüge derart lange standhalten konnte. Vielleicht muss die Lüge nur frech genug, groß genug sein – und das schützt sie dann gewissermaßen. Dafür gibt es einige Beispiele. 249 Minuten Laufzeit bietet „Bernie Madoff: Das Monster der Wall Street“ und hat eine Altersfreigabe von ab 16 Jahren erhalten. Mein Urteil in dieser Sache: sehenswert.

Andre Schnack, 17.01.2023

Film/Inhalt:★★★★☆☆ 
Bild:★★★★☆☆ 
Ton:★★★☆☆☆ 
Extras/Ausstattung:★★☆☆☆☆ 
Preis-Leistung★★★★☆☆ 

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