Das Millionenspiel

Action/Drama/Science-Fiction
Action/Drama/Science-Fiction

[Einleitung]
1970 lief der Film „Das Millionenspiel“, den ich mir auf YouTube anschaute, da er auf anderen Medien nicht verfügbar scheint. Der Titel basiert auf einer US-amerikanischen Kurzgeschichte mit dem Titel „The Prize of Peril“ und war dazumal seiner Zeit absolut voraus. Der Film über das vorausgesehene Privat-TV Programm und dessen Entwicklung entstand unter der Regie von Tom Toelle nach einem Drehbuch von Wolfgang Menge mit Jörg Pleva, Dieter Thomas Heck, Dieter Hallervorden, Josef Fröhlich und Theo Fink in den führenden Figuren. An 16:9 sowie High Definition war dazumal noch nicht zu denken, so erleben wir hier einen YouTube Stream in 4:3 von einem mittlerweile 52 Jahre alten Film.

Inhalt
Der Privatfernsehen-Sender TETV bietet seinem Publikum aufsehenerregende Sendungen an, bei denen Menschen die irrsten und auch gefährlichsten Dinge unternehmen, um schlussendlich an das schnelle, große Geld zu gelangen. Autorennen für Fahranfänger oder aber ein Spiel, bei dem der Kandidat betäubt wird, um dann in einer schwierigen Situation wieder aufzuwachen, aus der er sich „befreien“ muss – das sind noch die normal anmutenden Dinge.

Doch bei „Das Millionenspiel“ geht es darum, dass der Kandidat eine Woche lang vor einer Gruppe bewaffneter Gangster flüchten muss, ohne dabei den Tod zu finden. Überlegt er, gibt es die Million und die Gangster gehen leer aus. Verliert… also stirbt er, so bekommen die Gangster einen Preis. Bernhard Lotz ist der 14. Kandidat der Serie und wird von der Köhler Bande gejagt. Während Thilo Uhlenhorst das Geschehen aus einem Studio moderiert, nähert sich Lotz dem Ende der Woche und damit seinem Gewinn, doch verliert dabei vielleicht auch bald den Verstand…

[Kommentar]
Der Film entstand 1970 und es dauerte noch 8 Jahre, bis ich geboren wurde. Das ist schon eine ganz schön lange Zeit her, wenngleich so ein Menschenleben auch gar nicht so lang erscheinen mag. Mein Resümee gleich vorab: Was für ein herrlicher Film. Man möge sich bitte vorstellen, dass der Titel über 50 Jahre alt ist und vor diesem Hintergrund muss man ihn praktisch zwangsläufig als innovativ, visionär und weitblickend angelegt bezeichnen. Denn all das, was er über die spannend und rasant erzählte Geschichte transportiert, gab es ja schließlich noch nicht: Einschalt-Quoten-Jagd, Trigger-TV-Spots mit erotischem Anstrich, ein Volk, dass total auf Sensation aus ist…

Alleine schon die Namensgebungen sind vorzüglich gewählt und immer wieder erfasst unser Auge sehr prominente Werbe-Displays im vermeintlichen Hintergrund. Ganz klar, der Mega-Konzern „Stabilelite“ generiert Zuschauer fürs Konsumieren der Werbung, darum geht es, nicht um Spieler Lotz oder die Köhler-Gang. Die als hilfreiche Samariter bezeichneten Bürger, jene die Lotz helfen, sind allem Anschein nach weitgehend auf ‚ihre 15 Minuten Ruhm‘ aus und ohnehin dreht sich alles nur um diese perverse TV-Show, die uns natürlich auch an „The Running Man“ erinnert. Jener jedoch basiert auf einem Steven King Roman (Menschenjagd), vom Inhalt her jedoch vergleichbar.

[Technik]
Wenngleich aus heutiger Sicht mit einfachen Mitteln erzählt, so kommt die gebotene Action hier keinesfalls zu kurz. Auch mit Spannung muss gerechnet werden und der oftmals etwas wenig farbenfroh ausgestattete 4:3-Vollbild-Transfer (1.33:1) kann es natürlich nicht mit den heutigen TV- oder gar Kino-Produktionen aufnehmen, dennoch überzeugt er. Mittlerweile ist auch eine DVD-Fassung im Handel erhältlich, die ich mir bestimmt einmal zulegen und anschauen werde. Bis dahin kann ein ausreichend sauberes Bild attestiert werden, welches auch bei damalig als rasant zu bezeichnenden Schnitten nicht leidet.

Tontechnisch ist es schon recht mau, was man hier vernimmt. Kein Wunder, denn ein TV-Film mit bestenfalls Stereo-Ton ist heute ganz am Ende des qualitativen Felds anzusiedeln. Hier und dort klingen die Umgebungsgeräusche etwas blechern, die Sprache sonderbar steril und doch in das wenig räumlich wirkende Geschehen eingebettet. „Das Millionenspiel“ gewinnt heute keinen Blumentopf mehr mit der aufgefahrenen Akustik, wenngleich das auch irgendwie angesichts Alters und Herkunft keine allzu große, schwerwiegende Rolle spielt.

[Fazit]
Schlussendlich war ich sehr überrascht über zwei Dinge. Einmal darüber, dass ich wirklich bisher noch nichts über diesen Film las oder gehört hatte. Doch anlässlich des 87. Geburtstags von Dieter Hallervorden wurde ich praktisch auf ihn gestossen (durch einen Freund). Zweitens: die Qualität, also auf den Inhalt des rund 96minutenlangen Titels bezogen, war einfach atemberaubend. Welch eine Weitsicht hier an den Tag gelegt wurde, das sucht seinesgleichen. 1970, das war, als Dieter Hallervorden noch weitgehend unbekannt war; so sehen wir ihn hier als Ganster Köhler in einer tollen und nur sehr wenig lustigen Rolle. Alles in allem absolut sehenswert, dieser Streifen!

Andre Schnack, 12.09.2022

Film/Inhalt:★★★★☆☆ 
Bild:★★★☆☆☆ 
Ton:★★☆☆☆☆ 
Extras/Ausstattung:★☆☆☆☆☆ 
Preis-Leistung★★★☆☆☆ 

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