Wolfsmilch

Drama
Drama

[Einleitung]
Es ist schon etwas her, genauer gesagt war es 1987, da lief Hector Babencos Drama „Wolfsmilch“ (engl. Titel „Ironweed“) in den Kinos. Das Drama eines obdachlosen Mannes und seiner Geschichte ernte viel Lob bei den Kritikern. Kein Wunder, wurde schließlich eine gute Geschichte mit tollen Darstellern wie Jack Nicholson und Maryl Streep verfilmt. Diese Code2-DVD des Films kommt von der E-M-S new media AG.

[Inhalt]
Albany, New York, 1939. Francis Phelan (Jack Nicholson) war einmal Baseball-Star, er hatte ein gutes Leben, Geld und eine Frau. Doch eines Tages geschah der jungen Familie ein unglaubliches Unglück: sein Sohn starb noch im Wickelkindesalter! Francis ließ ihn versehentlich fallen, das kleine Baby starb sofort. Er konnte diesen Verlust und die Tatsache, dass er seinen eigenen Sohn hat fallen lassen, nicht verkraften und lief davon. Bis heute hat er sich nicht verzeihen können, 22 Jahre nach dem Unglück. Seither war er nicht ein einziges Mal bei seiner Familie, seit diesem Tag führt er ein Leben als Landstreicher, Obdachloser! Die meiste Zeit hängt er mit seinen Kollegen und mit seiner Gefährtin, Helen (Maryl Streep), ab. Helen und Francis sind nunmehr seit rund 9 Jahren zusammen, zusammen auf der Straße. Jeden Tag das gleiche Theater, Essen besorgen und über den Tag kommen, abends etwas zum „Schlucken“ besorgen, der Alkohol ist gemeint, und dann eine nette Ecke für die Nacht suchen – kein schöner Tagesablauf, kein schönes Leben. Wenn die Beiden mal etwas Geld verdienen, so geben sie es meist auch rasch wieder für Alkohol oder andere „unsinnige“ Dinge aus – sie leben für den Moment, denn schon morgen kein einer von ihnen erfroren in der Gasse liegen. Eines Tages rauft sich Francis noch einmal zusammen und stattet seiner Familie einen Besuch ab. Von vornherein hat er sich versprochen, nicht länger als diesen einen Tag zu bleiben… und das ist vielleicht auch gut so, denn das Wiedersehen ist nicht gerade eine positive Überraschung für alle.

[Kommentar]
Ein beeindruckender Film, alles wirkt so authentisch und erschreckend real. Die feinfühlig inszenierte Hintergrundgeschichte, sehr dramatisch doch nicht übertrieben umgesetzt, fasziniert den Zuschauer. Die Sets und ausgewählten, oft sehr trostlosen Örtlichkeiten des Films und letztlich die brillanten schauspielerischen Leistungen der beiden Hauptakteure zeichnen dieses Werk aus. Immerhin wurden mit Jack Nicholson und Maryl Streep zwei sehr begabte Schauspieler gewählt. Der Regisseur leistete ebenfalls tolle Arbeit, er benutzte sogar einige Mittel und Werkzeuge, die heutzutage etwas aus der Filmindustrie verschwunden und aus der Mode sind. Seine Rückblenden beispielsweise, lassen erst anderes hoffen, als dann doch passiert. Teilweise zeigen sie die Träume und Vorstellungen der armen Seelen, die Realität hingegen holt sie dann eiskalt und hart wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Über die Vergangenheit der Personen erfährt der Zuschauer recht wenig, vielmehr wird er mit der Gegenwart der Figuren konfrontiert. Neben den visuellen und schauspielerischen Glanzleistungen, bringt sich auch der Ton und die Musik des Films gut in die Geschichte ein. Eine melancholische Atmosphäre wird aufgebaut. „Wolfsmilch“ ist ein starkes, aussagekräftiges Drama, dass kein Blatt vor den Mund nimmt; unhöflich, ehrlich und gar ein wenig poetisch. Anspruchsvolle Filmkost, sehr zu empfehlen.

[Technik]
So gut der Film auch wirklich sein mag, die DVD ist von der technischen Seite betrachtet wirklich nur knapper Durchschnitt. Anfänglich macht das 4:3 Vollbild (1.33:1) noch einen guten Eindruck, doch rasch fallen die ersten Makel auf. Scheinbar entstand der Transfer von einer schlechten Vorlage bzw. Basis. Das würde zumindest den nicht gerade hohen Grad an Schärfe und den fehlenden Kontrast erklären. Außerdem fallen in den überwiegend dunklen Szenen die hellen Elemente eines Bildes durch ein unschönes Ausstrahlen auf. Überwiegend fällt das allerdings kaum ins Gewicht. Die Schärfe kann als allgemein ausreichend und die Natürlichkeit der Farben als gut bezeichnet werden. Kompressionsartefakte bleiben aus, allerdings ist das Bild nicht immer sehr ruhig und weist ein leichtes Rauschen auf.

Beim Ton gibt es ebenfalls neben einigen positiven Aspekten auch Schattenseiten zu berichten. Auf der Disc befinden sich zwei Soundtracks, einer auf deutsch und einer auf englisch mit deutschen, nicht ausblendbaren Untertiteln. Der Ton der DVD scheint vorerst in Ordnung, zwar gibt sich der Dolby Digital 2.0 Sound sehr Center-lastig, doch entsteht ein ausreichendes Klangfeld. Die Sprachausgabe, ob auf englisch oder deutsch, erhallt klar und deutlich ebenfalls aus dem zentralen Lautsprecher in der Mitte. Etwas merkwürdig sind die gelegentlichen Brüche des Tons, ab und an scheint es, als „wollen“ die Stimmen der Darsteller aus einigen Lautsprechern erklingen anstatt nur aus dem Center – das hört sich nicht gerade schön an, tritt zum Glück aber nur selten auf. Die einzigen Untertitel sind die schon erwähnten deutschen Lettern beim englischen Ton, sie sind nicht abzuschalten.

[Fazit]
„Wolfsmilch“ hat seine Stärken und Schwächen. Erstere liegen klar beim Inhalt der DVD, der sehr schöne Film. Die Nachteile hingegen sind technischer Natur und leisten lassen die Qualität der Präsentation der DVD auf die einer guten VHS-Videokassette herunterschrauben – schade. Da wäre mit Sicherheit mehr drin gewesen, doch kennt man die Hintergründe der Produktion nicht. Ich finde es zumindest schön, dass der Film auf DVD erschien; eine Code1-Version des Dramas gibt es beispielsweise noch gar nicht. Als Zusatzmaterial bringt die einseitige Dual-Layer-Disc neben dem 137 minutenlangen Film und dem englischen Originalton, auch noch Hintergrundinformationen, animierte Menüs und eine Trailershow mit. Die Disc wechselt für rund 50,- DM ihren Besitzer und wird Fans des Films Spaß bereiten. Alle anderen sollten erst einmal reinschauen, nicht wegen des grandiosen Films, sondern wegen der nicht ganz so gelungenen Technik der Disc.

Andre Schnack, 23.01.2000

  Film/Inhalt
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  Bild
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  Ton
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  Extras/Ausstattung
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  Preis-Leistung
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