Absturz: Der Fall gegen Boeing

Dokumentation
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[Einleitung]
Industrie-Spionage oder anders auf wirtschaftliche Themen und Zusammenhänge ausgerichtete Sendungen und Dokumentationen interessieren mich. Dazu gehörte dann auch „Absturz: Der Fall gegen Boeing“ (Downfall: The Case Against Boeing) von 2022 aus dem Netflix-Originals Repertoire des Streaming-Riesen. Die Doku, der Titel lässt es erahnen, handelt über die beiden Abstürze des damals neuen Flugzeug-Typs 737 Max in kürzester Zeit und den darauf folgenden Untersuchungen und Erkenntnissen. Rory Kennedy zeichnete für die Regie verantwortlich und arbeitete nach einem Drehbuch von Mark Bailey und Keven McAlester.

Inhalt
Ermittler verraten, wie die Prioritätensetzung bei Boeing, wo angeblich Gewinn vor Sicherheit geht, innerhalb weniger Monate zwei Abstürze herbeigeführt haben könnte.
(Quelle: Netflix)

[Kommentar]
Mir gefällt der Aufbau der Dokumentation, wenn auf die Historie der damals glänzenden Firma Boeing geschaut wird. Mit vielen ehemaligen Mitarbeitern hat man gesprochen, zahllose Aufnahmen aus Archiven recherchiert und hier eingebettet. Stilvoll, vor allem stimmungsvoll reisen wir so durch die Zeit. Auch zu dem Punkt, an dem sich vielleicht Boeings Blatt wendete, ohne für lange Zeit bemerkt zu werden. Denn – so hier die Darstellung – schlussendlich ist es die Tracht nach noch mehr Profit, hier Dividenden für die Aktionäre. Und so die Unterstellung und die Sprache der Belege: Qualität war nicht mehr der Fokus.

Qualität steht hier für Sicherheit. Denn wie wir wissen sterben meist hunderte von Menschen bei einem einzigen Absturz eines solchen Flugzeugs. Ich empfand es als sehr interessant zu sehen, wie man die Situation aufnahm und daraufhin die Historie Boeings durchforstete und schließlich Belege in den Erkenntnissen für die aufgeworfenen Themen fand. Immerhin muss bedacht werden, dass hier aktiv gegen interne Meldungen und Qualitäts- sowie Sicherheitsmängel ‚vorgegangen‘ wurde – indem man diejenigen bestrafte, die sich meldeten. Vielleicht hätte es geholfen, wenn der CEO den Hintergrund eines Ingenieurs aufgewiesen hätte.

[Technik]
Wie häufig und wenig überraschend, so finden wir hier eine ganze Menge Archivmaterialien wieder, die sich gut anschauen lassen und zudem mit unverwechselbarer Intensität die Vergangenheit wieder zurück holen. Zugeschnitten, um in ein 16:9-Rahmen zu passen wirken die Materialien nicht allzu unterschiedlich in ihrer Art und alles passt soweit gut zusammen. Vor allem die aktuellen Interviews geben sich qualitativ gut. Kompressionsartefakte oder andere Verunreinigungen (bis auf altersbedingte) gibt es nicht zu nennen.

Den Ton nehmen wir in über einem Dutzend unterschiedlichen Sprachen wahr, wenn wir denn mögen und können. Untertitel gibt es noch viele mehr. „Absturz: Der Fall gegen Boeing“ bietet beim Einschalten des deutschen Tons den englischen Originalsound im Untergrund an. Das nennt man Overlay und funktioniert gut. Wer möchte kann auf Englisch umschalten, so dass die deutsche Synchro des Sprechers verschwindet. Neben den Interviewten gibt es den vorgenannten Sprecher und Aufnahmen aus Video-Archiven, wie zum Beispiel Presse-Termine. Alles klingt soweit ordentlich ohne dabei in irgendeiner Form aufzufallen.

[Fazit]
Vermutlich kann man auch hier schlussendlich festhalten, das ist eine Geschichte über des Verhaltens von Menschen ist. Aber auch die von Verantwortung und dem Ziel, einfach qualitativ hochwertige Arbeit abzuliefern. Durch die kapitalistische Logik schwank der Fokus in der Firmengeschichte Boeings von diesem Qualitätsversprechen hin zur zentralen Ausrichtung auf die Aktionäre. Auf rund 90 Minuten erklärt „Absturz: Der Fall gegen Boeing“ mit seiner Altersfreigabe von ab FSK 12 viele Hintergründe und erzählt spannend und eben sehr konzentriert, was sich rund um die beiden Abstürze 2018 und 2019 abspielte.

Andre Schnack, 24.04.2023

Film/Inhalt:★★★★☆☆ 
Bild:★★★☆☆☆ 
Ton:★★★☆☆☆ 
Extras/Ausstattung:★☆☆☆☆☆ 
Preis-Leistung★★★☆☆☆ 

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