Erdbeben (Mediabook)

Action/Drama/Thriller
Action/Drama/Thriller

[Einleitung]
In der guten Tradition von „Flammendes Inferno“ kommt auch „Erdbeben“ (Originaltitel: Earthquake) im gleichen Jahr auf die Kinoleinwand, 1974. Das ist zweifelsfrei nicht die einzige Gemeinsamkeit der beiden Titel, die man klassisch dem Katastrophenfilm zuschreiben würde. Beide zeigen den Menschen klein, die Natur groß. Unterschiede, klar, viele. In der Hauptrolle hier beim „Erdbeben“ befindet sich Charlton Heston. Mark Robson übernahm die Funktion des Regisseurs und arbeite nach einem Drehbuch von George Fox und Mario Puzo. Ich konnte mir erst jüngst die Mediabook-Fassung von „Erdbeben“ zulegen und genauer anschauen. Wir bekommen hier ein 3-Disc Set geboten, inklusive der Kino- sowie der Lang-Fassung des Hauptfilms. Dieses Mediabook kommt von capelight pictures.

Inhalt
Los Angeles bebt! Das schwerste Erdbeben aller Zeiten versetzt die Millionenstadt in den Ausnahmezustand. Inmitten einstürzender Wolkenkratzer und allgegenwärtiger Panik erzählt der starbesetzte Katastrophenfilm-Klassiker „Erdbeben“ von unterschiedlichsten Menschen und ihrem Kampf ums Überleben:

Bauingenieur Stewart Graff (Charlton Heston) versucht mit allen Mitteln seine Frau Remy (Ava Gardner) und seinen Boss Sam Royce (Lorne Greene) in Sicherheit zu bringen. Polizist Lew Slade (George Kennedy) bemüht sich anderenorts das Chaos einzudämmen, in dem auch die junge Schauspielerin Denise (Genevieve Bujold), der Motorradfahrer Miles (Richard Roundtree) und der Supermarktbesitzer Jody (Marjoe Gortner) um ihre Existenz fürchten. Bald wird klar, dass in dieser Extremsituation nur überleben kann, wer zusammenhält.
(Quelle: capelight pictures)

[Kommentar]
Ein friedlicher Helikopterflug (heute würde man wohl Drohnen nutzen) über eine Großstadt. Für Geologen und Schlaufüchse, die bereits am Titel ablesen konnten, worum es wohl gehen wird, ganz klar: hier werden gefährliche, für den Menschen unsichtbare tektonische Platten überflogen, aus sicheren Lüften. Und der Name des Films ist Programm. „Erdbeben“ erhielt den Oscar für den Besten Ton. Das ergibt viel Sinn, schließlich muss hier noch ein Stichwort fallen: Sensurround – das war damals State-of-the-Art Ton im Kino.

‚Damals‘ ist auch schon recht lange her, schließlich ist „Erdbeben“ Mitte der 70er erschienen (1974, USA). Heute ist man weiter und hat den Einsatz in Sachen Mehrkanalton weiterentwickelt und verfeinert. Heute werden auch nicht mehr Unmengen an Lautsprechern unter den Sitzen im Kinosaal verschraubt, sondern über drahtlose Alternativen fürs Heimkino diskutiert. Wie dem auch sei, „Erdbeben“ ist ein Katastrophenfilm, wie es der klassische Begriff förmlich umschreibt. Mit eben typisch zeitgenössischen Einflüssen, wie dem Anteil der Raucher vor der Kamera, dem eher gemächlichen Schnitt, der Art visuelle Effekte zu realisieren – solche Dinge eben. Ich habe mir als erstes mal die Kinofassung angeschaut.

An Hand unterschiedlicher Figuren werden einige politische Strömungen, gesellschaftliche Schichten oder andere Mehr- oder Minderheiten symbolisch dargestellt, so auch hier in gewissen Zügen. So haben wir neben diesem Effekt auch noch die folgenden Evergreen’s mit dabei: dunkle Vorahnung, die Regierung, die Experten, und noch weitere Themen. Nach mehr oder weniger 27 Minuten, in denen wir unter anderen ein paar systemrelevante Einrichtungen unserer zivilen Gesellschaft kurz im Film kennenlernen durften, geht es los, aber richtig. Los Angeles zerbricht förmlich an den gigantischen Erdbeben, die sich spannungstreibend bereits die vorherige Spieldauer langsam ankündigten.

Worauf es beim Film „Erdbeben“ so richtig ankommt: die Inszenierung des oder der Erdbeben und der damit verbundenen Action! Und das gelang gut, wirklich gar hervorragend aus damaliger Sicht. (Im Hinterkopf die Info, dass wir es mit einem Film von 1974 zu tun haben). Aber auch aus heutiger Perspektive mit einem Auge für Filme, die eben schon um die 50 Jahre herum auf dem Buckel haben kann der Titel vollends überzeugen. Klar, wir sehen, was im Kamerabild gemalt ist, wo Modelle zum Einsatz kamen oder was eben visuell, zum Beispiel mit einem Spiegel, zur Dynamik gebracht wurde. All das geschieht professionell und war super neu damals, was man entsprechend ehrte und berücksichtigte. Aus Filmermacher-Sicht war es wohl vor allem ein zwar super innovatives, jedoch auch mutiges Projekt.

[Technik]
Gesunde Farben, in diesem eigenartigen Ton, der für die damalige Zeit so typisch war. Das Bild wirkt ruhig, wenig Rauschen tritt auf, außerdem gibt es nur zarte, leichte Körnung in einem völlig akzeptablen Rahmen. „Erdbeben“ sieht erstaunlich gut aus, wahrscheinlich in dieser Fassung bisher als bislang überhaupt. Da fällt es schonmal auf, wo das reale Set endete und die mit Hintergrund und Ferne bemalte Wand beginnt – was dem Filmvergnügen im übrigen kaum Abbruch beschert. High Definition offenbart eben auch Kunstgriffe. „Erdbeben“ hat Stimmung, macht Action und tut gewaltige Dinge auf, bewegt Straßen und lässt Gebäude verschwinden. Technisch für die Zeit wirklich gut und auch heute noch eine sehr ordentliche Leistung des 1080p Bildes in 2.35:1-Abmessung.

Dem Ton gebührt bei einem solchen Katastrophenfilm, bei dem die Grundfesten unseres alltäglichen Seins im wahrsten Sinne den Boden unter unseren Füßen entzogen bekommen, eine sehr wichtige Rolle. „Erdbeben“ hat gewaltigen Ton, es wummt ordentlich mit sehr tiefen Bass, nicht immer laut und vollmundig, eher fern. Doch dann, wenn es darauf ankommt, dann bricht auch der Dolby Digital 5.1-Surround Sound in den Sprachen Deutsch oder aber eben Englisch (mit edengleichen Untertiteln) so richtig aus sich heraus und lässt krachen. Das Ergebnis kann sich vor allem hören lassen, auch wenn es mit der Tiefe und der Sauberkeit des ausgespielten Spektrums heutiger Produktionen nicht mithalten kann.

[Fazit]
„Erdbeben“ ist ein Klassiker wie auch „Spartakus“ oder „Casablanca“, keine Frage. Er gehört zu den großen Katastrophenfilmen, wie unter anderen auch „Flammendes Inferno“ aus gleicher Zeit. Die Zeit des Kalten Kriegs lässt auch bei solchen Werken ihre Spuren. Der Mensch sieht sich einer Gefahr ausgesetzt, deren schierer Gewalt er schlichtweg nichts entgegen zu setzen hat. Hier nun in bis dato ungeahnter Bild- und Tonqualität. Die Laufzeit der Kinofassung ist mit 122 Minuten angegeben, die TV-Version mit opulenten 152 Minuten. Neben dem Faktor, dass es die vollständige TV-Fassung hiermit erstmals per Blu-ray Disc hierzulande gibt, sind noch folgende Extras mit von der Partie.

  • Scoring Disaster: Die Musik von „Erdbeben“
  • Painting Disaster: Die Matte Paintings von Albert Whitlock
  • The Sound of Disaster: Ben Burtt über Sensurround
  • Alle Szenen der TV-Fassung
  • Zusätzliche TV-Szenen
  • Original Trailer
  • Original TV-Spot
  • 24seitiges Booklet

Tatsächlich sind die Extras inhaltlich und vom Umfang her stark, zudem beschränken sie sich erfreulicherweise nicht nur auf den Software-Anteil des Produkts. Ein 24seitiges Booklet ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr und hat sich als Nischenbeigabe für solche besonderen Editionen reserviert. Immerhin. „Erdbeben“ beweist auch auf diesem Gebiet eine Klasse für sich. Alles in allem kann und will ich diese Veröffentlichung loben und empfehlen. Das Mediabook ist mit einer Altersfreigabe von ab 12 Jahren ausgestattet und seit dem 20. März im Handel zu rund 21,- Euro erhältlich.

Andre Schnack, 09.07.2020

Film/Inhalt:★★★★★☆ 
Bild:★★★★☆☆ 
Ton:★★★★☆☆ 
Extras/Ausstattung:★★★★☆☆ 
Preis-Leistung★★★★☆☆ 

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