American Hardcore

Dokumentation
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[Einleitung]
Dokumentationen über musikalische Richtungen zählen eher zu weniger ausgeprägten Richtung des DVD-Massenmarkts, der unlängst die Musik-Sparte erobert hat und Tag für Tag neue Musik-DVDs gebärt. Bleibenden Eindruck hinterließ die vorzügliche Dokumentations-Sendung „Scratch“ über eine sehr eigene und spezielle Musikrichtung und Stilart. Mit „American Hardcore“ widmete sich Filmemacher Paul Rachman der Musikrichtung Punk, genauer, der Punk-Ära zwischen 1980 bis 1986 in US-Amerika. Die Sendung entstand nach einem Drehbuch von Steven Blush. Sony Pictures Home Entertainment veröffentlicht die DVD-Fassung der Music-Dokumentation mit intensiven Einblicken in eine vergangene Musik-Zeit und wir konnten einen genaueren Blick werfen.

[Inhalt]
Obwohl ihr zur damaligen Zeit wenig Beachtung geschenkt wurde, hatte die Hardcore-Punk-Szene der frühen 80er Jahre enormen Einfluss auf die Rockmusik und die daraus entstandene Pop-Kultur. Bands wie „Nirvana“, die „Beastie Boys“ oder aber die „Red Hot Chili Peppers“ hätte es nie gegeben, wenn nicht Hardcore-Pioniere wie „Black Flag“, die „Bad Brains“ und „Minor Threat“ das Fundament gelegt hätten. Hardcore war mehr als ein Musikstil: es war eine gesellschaftliche Bewegung, die von jugendlichen Außenseitern der Reagan-Ära geschaffen wurde. Die Kids der Hardcore-Musikszene schufen ihre eigene kleine Gesellschaft – einige fanden durch sie ihre Stimme, andere in der rauen Musik einen Ausweg aus der Realität. Und während manche die Welt verbessern wollten, waren andere einfach nur wütend und machten in der Bewegung des American Hardcore ihrem Ärger einfach Luft.
(Quelle: Sony Pictures Home Entertainment)

[Kommentar]
Wenn man den realen Figuren der Dokumentation Glauben schenken darf, dann geht es in der Hardcore Punk-Bewegung nicht darum cool zu sein und einen hippen Eindruck zu hinterlassen. Vielmehr stand das Kredo der Eigeninitiative im Vordergrund. So meisterten die meist amateurhaften Bands ihre Gigs unter eigener Orga, mit eigenen Werbemitteln, welche sogar selbst gezeichnet und gefertigt wurden. In gewisser Weise lebten sie einen bodenständigen und an ihrem Publikum ausgerichteten Weg vor, den die musikalische Ära so noch nicht erlebte. Auch standen Drogen nicht im Mittelpunkt und sollten eher vermieden werden als das Exzesse und starker Konsum während der Vorstellungen gewünscht waren. Wogegen die Rock’n’Roll-Bewegung sich einem anderen Vorgehen verschrieb.

„American Hardcore“ zeigt uns, dass die Droge der Punks eher die Gewalt war, als künstliche Substanzen oder anzubauende Pflanzen und andere Erzeugnisse. Rabiate Bühnenshows in irgendwelchen Gärten und Häuser zählen dabei zum Alltag der oftmals kleinen und laut- und ausdrucksstarken Bands. Die Sendung zeigt vor allem durch Interviews damals Beteiligter den eher objektivierten Blick auf eine vergangene Zeit und Bewegung. Doch mit viel Enthusiasmus in der Erinnerung entstehen in Kombination mit Archivaufnahmen ganz wunderbar intensive Eindrücke. So kannte ich es bisher nur von einer Sendung, die da heißt „Scratch“. Schön zu sehen und gut in der Handwerkskunst, vorausgesetzt, man mag Musik.

[Technik]
Für eine Dokumentation keinesfalls eine Selbstverständlichkeit: ein anamorpher Breitbildtransfer im 1.78:1-Format. Da sich „American Hardcore“ aus zahlreichen zumeist aktuellen Interview-Ausschnitten und vielen Archivaufnahmen handelt, kann das Bildgewand als durchwachsen bezeichnet werden. Sind doch einige bereits mehr als 20 Jahre alte Aufnahmen darunter vorzufinden. Gerade bei denen sind die Werte von Kontrast, Farbsättigung und Kantenschärfe wirklich nicht sonderlich brauchbar und entsprechen einem mehr oder weniger durchschnittlichen Amateur-Format. Ganz anders die Interview-Partner vor der Kamera, sie erstrahlen in guter Qualität und geben keinen Anlass zur negativen Kritik.

Beim Ton werden wir mit einem Dolby Digital 5.0-Sound konfrontiert. Jenen gibt es in englischer Sprachausgabe an die Ohren. Optional können Untertitel in den Sprachfassungen Deutsch, Englisch und Türkisch hinzugeschaltet werden. Das ist auch gut so, denn nicht jeder kann trotz Englischkenntnissen den Ausschweifungen der Alt-Punks stets folgen. So entwickeln sich geschriebene Wörter als wahrhaftige Hilfestellung. Ansonsten gibt es mäßigen Ton wenn es um die Mehrkanaleigenschaften des Soundtracks geht. Hauptaugenmerk legt die Akustik auf die Lautsprecher-Front, angeschlossene Surround-Lautsprecher erleben leider kein spürbares Revival.

[Fazit]
Sony Pictures Home Entertainment bringt uns mit „American Hardcore“ eine sehr gelungene Dokumentation über eine musikalisch Richtung, eine Stimmung und ein zeitliches Phänomen von vor rund 20 Jahren in den USA auf DVD nahe. Die Sendung nimmt sich dafür rund 100 Minuten Zeit. Technisch und inhaltlich kann „American Hardcore“ durchaus gefallen. Folgendes Bonusmaterial finden wir auf der einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) vor:

  • Audiokommentar mit Regisseur Paul Rachman und Autor Steven Blush
  • Entfallene Szenen
  • Musical Performances
  • Dokumentation: Fotos von Edward Colver
  • Dokumentation: Premieren-Parties mit D.O.A. und Circle Jerks
  • Trailer

Die Extras stellen eine gelungene Beigabe dar und können inhaltlich nahtlos an den Film anknüpfen und bieten auch eine rundum passende Technik. Also auch von dieser Seite attestieren wir eine ganz angenehme Qualität des mittleren bis oberen Mittelfelds. „American Hardcore“ erscheint am 19. Juni zu einem typischen Sony-Preis von rund 20,- Euro. Die Altersfreigabe liegt bei ab 12 Jahren. Wer „Scratch“ kennt, der wird auch dieses gute Stück als gut befinden.

Andre Schnack, 12.06.2007

  Film/Inhalt
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  Bild
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  Ton
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  Extras/Ausstattung
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  Preis-Leistung
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